Fotos: W. Broemser
Gemeindezentrum  der Evangelischen Freikirche, Andernach
Architekt: Norberto A. Gergaut (Andernach)
Bauzeit: 2006-2011
Architekturen // Freikirche
Mit "Muskelhypothek" und Gottes
Führung
 
"Sakrale Bauwerke gehören zu den schönsten Bauaufgaben des Architekten." Holger Zimmermann, M+ architekten
Gotteshäuser bieten nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern öffnen
auch das Tor zum Übernatürlichen - daher darf und muss hier auch die
Architektur "übernatürlich" sein. So wie Religion das Profane trans-
zendiert, ist sakrale Architektur aufgerufen, nicht nur Raum zu um-
bauen, sondern Raum zum Sprechen zu bringen, Gebautes zum Träger
einer Botschaft zu machen, die das Gebaute über sich hinausweisen
lässt. Jeder Architekt strebt insgeheim nach den Sternen, möchte die
Erdenschwere von Wohnungen, Kitas, Büros hinter sich lassen, so, wie
ein Schauspieler auch einmal in Hollywood, nicht nur im "Tatort" eine
Rolle spielen will.     

Verwandeltes Gewerbegebiet

Im Andernacher Füllscheuerweg haben die Taufgesinnten der Evangeli-
schen Freikirche in viereinhalb Jahren mit viel Eigenleistung ihr neues
Gottesdienstgebäude errichtet. Es gelang ihnen, ein tristes Gewerbe-
gebiet mit einem Zeichen zu versehen. Dazu trug entscheidend die
Architektur mit ihrer schlichten, aber eindringlichen Symbolik bei. Der
Planer, Norberto A. Gergaut, entwarf im Team von Mechthild Heil fast
gleichzeitig auch das Geysir-Zentrum in Andernach.
"Sorry, Bruder, aber für uns wäre der Himmel bestimmt die Hölle!"
Klare Zonierung des Bauwerks

Die einzelnen Teile des vielfach gegliederten Bauwerks sind farblich und
volumenmäßig klar voneinander abgegrenzt. Der geostete Gemeinde-
raum überragt als wichtigster Teil mit einem Pultdach das übrige
Ensemble. Die Mittelachse enthält Speisesaal und Küche, der westliche
Teil Kinder- und Jugendräume. Räume für Gebetstreffen, Hauskreise
oder Glaubenskurse sind an der Nordseite angegliedert.

Rückkehr zum frühen Christentum

Der Neubau ist als öffentliches Gebäude, als Brücke zu Gott und den
Menschen, konzipiert. Seine Baumaterialien werden vorgezeigt und
damit aufgewertet. Das Sichtmauerwerk des Gottesdienstraums besteht
aus einheimischem Bimsstein. Elegant und zugleich kostensparend ist
die Decke aus Leimbindern und Trapezblechen. Schlicht und urprünglich
wirken auch die Stützen aus Stahlbeton und die erdfarbenen Boden-
fliesen. Diese Einfachheit reflektiert den Willen  der Gemeinde, mit der
Glaubenstaufe an das frühe Christentum anzuknüpfen. Der Taufe dient
ein im Boden versenktes Becken, in das eine Treppe führt.
Foto: epd/S. Wallocha
Bauen für den größten aller        Baumeister ist selten heute, aber  dann meist preisverdächtig: so      zu sehen bei der Autobahnkirche Siegerland an der A 45 bei Wilns-dorf oder der ersten neuerbauten Kirche in Ostdeutschland seit der
Mit Blick auf ostdeutsche Städte spricht die "Neue Zürcher Zeitung" von "einer Blüte der Synagogen-Architektur in Deutschland". In Dresden, Chemnitz und Schwerin entstanden neue jüdische Bet- und Gemeindehäuser, gefördert durch Landeszuschüsse und private Spenden. Neue Synagogen sollen auch in die Innenstädte von Pots-dam, Magdeburg und Dessau zurückkehren. Gründe für den sakralen Bauboom sind die durch den Zustrom von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion ange-wachsenen Gemeinden und der Wille der Deutschen zur Wieder-gutmachung (wichtiger denn je      in einer Zeit, da Juden empfohlen wird, in der Öffentlichkeit auf das Tragen einer Kippa zu verzichten).
"Denn wer baut, der bleibt. Und das haben wir fest vor." Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei der Grundsteinlegung der Potsdamer Synagoge
© Kuehn Malvezzi
Das Zeichen des Kreuzes

Licht fällt in den Gemeindesaal hauptsächlich durch ein Fenster in der
Ostspitze. Seine Sprossen bilden ein Kreuz, das bei entsprechenden
Wetterverhältnissen einen Schatten auf die gegenüberliegende Wand
wirft - einziges Zeichen in einem schmucklosen Umfeld, in dem nur das
Wort Gottes und die persönliche Entscheidung für den Glauben zählen.
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Viel Aufmerksamkeit erregt auch das "House of One" in Berlin, das erstmals eine Moschee, Synagoge und Kirche unter einem Dach ver-einen wird. Damit erfüllt sich ein Traum der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die schon vor Jahrzehnten ein Haus der Religionen forderte. Die Baukosten teilen sich der Bund, das Land Berlin und Spender aus aller Welt. Träger des Projekts sind religiöse Vereine der Hauptstadt.
"Erdmännchen und Religion? Warum nicht - wenn´s im Himmel genug Skorpione gibt und keine bösen Vögel..."
Wiedervereinigung, St. Trinitatis in  Leipzig. Die Kirche als Institution mag heute nicht besonders attrak-tiv sein; der Neubau einer Kirche ist dagegen hochattraktiv - Laien erleben den Vorgang offenbar wie die realisierte Utopie eines Neu-baus der Kirche "von unten".
Architektur kann einer Verbes-serung des gesellschaftlichen Klimas buchstäblich Raum geben.
O Lovely Moon |