Fotos: W. Broemser, KSI, Wolkenkratzer (Luftbild)
Ehemalige Abtei Michaelsberg, Siegburg
Architekten: msm meyerschmitzmorkramer (Köln)
Bauzeit: 2014-2017
Architekturen // Tagungszentrum
"Berg 'der Sinnsucher' - warum suchen Menschen ständig nach Sinn?"
"Ethik geht nicht im Elfenbeinturm."
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer
Maria Woelki, bei der Eröffnung des KSI
auf dem Michaelsberg. Zuvor war die
Akademie in Bad Honnef angesiedelt.
Der Zauberberg des Glaubens
Wie sich die Zeiten ändern können - einst vertrieb der Kölner Erz-
bischof Anno II. einen Pfalzgrafen vom Michaelsberg in Siegburg,
um dort eine Abtei zu gründen. Heute vertreibt ein modernes
Bildungszentrum als neuer Nutzer des Bergs Erinnerungen an das
Benediktiner-Kloster, das hier, auf dem Gipfel eines erloschenen
Vulkans, fast tausend Jahre zu Hause war. 
Hotelzimmer statt Mönchszellen

Als die Mönche den Klosterbetrieb 2011 mangels Rentabilität 
einstellen mussten, war Platz für Neues gegeben. Zuerst zogen
Karmeliten-Brüder in einen eigenen Trakt der imposanten Vier-
flügelanlage ein; sie halten seitdem die Gottesdienste in der nach
dem Krieg stilsicher wiederaufgebauten Abteikirche ab. Dann
übernahm das Erzbistum Köln das barocke, denkmalgeschützte
Konventgebäude vom Benediktiner-Orden und richtete hier die
neue Heimstätte seines Tagungszentrums, des Katholisch-Sozialen
Instituts (KSI), ein. Die ehemaligen Mönchszellen wurden in
moderne Hotelzimmer umgewandelt. Da der Platz nicht ausreichte,
entstand zusätzlich ein Neubau, das sogenannte "Forum". Es er-
streckt sich westlich vom Konvent, ist tiefer gelegen als dieser und
bezeugt dem Altbau dadurch  seine Reverenz. Sanierung und Neu-
bau ließ sich die Diözese 47 Millionen Euro kosten. 
Preisgekrönte Gegensätze

Hier befindet sich die Rezeption des Hotels, das nicht nur Seminar-
und Kongressteilnehmern, sondern, bei freiem Platz, jedermann
offensteht. Die Architekten haben die Zimmer mit selbst entwor-
fenen Möbeln aus heller Eiche ausgestattet; den Gast erwarten
zugleich "klösterliche" Ruhe und zeitgemäßer Komfort. Die aus
solchen Kontrasten erwachsende Faszination macht das Bau-
Ensemble auch zum Magneten für Auszeichnungen: Meyer
Schmitz-Morkramer konnten sowohl den German Design Award
2018 ergattern als auch den diesjährigen Mipim Award in gleich
zwei Kategorien ("Special Jury Award" und Preis als "Best Hotel &
Tourism Resort").
Neubau heißt den Gast willkommen

Das "Forum" nimmt zusätzliche Konferenz- und Seminarräume 
auf, außerdem ein Restaurant und eine Tiefgarage. Sein auf Höhe
der Parkdecks schräg in den Sockel eingeschnittener Eingang wirkt
wie eine Geste, die den Gast willkommen heißt. Der Sockel wird 
von roh behauenem Naturstein verkleidet, der mit den Steinen der
mittelalterlichen Festung korrespondiert, auf denen der Altbau
thront. Die Obergeschosse des Neubaus zeigen glatt geschliffenen
Stein; dieser wird von bodentiefen Fenstern unterbrochen, die mit
den Sprossenfenstern des Hotels im ehemaligen Abteigebäude
kontrastieren. Großzügige Loggien lockern die Fassade auf, er-
lauben es, Veranstaltungspausen im Freien zu verbringen. Mit dem
Aufzug gelangt der Besucher zu einem transparenten Dachpavillon,
den ein gläserner Steg mit dem Altbau verbindet.
Die Magie des Glaubens bleibt

Setzt ein Bauherr mit genug Kleingeld auf qualitätvolle Architektur,
ist ihm der Werbeerfolg gewiss. Doch besteht nicht die Gefahr,  
dass sich unter dem Eindruck des Erfolgs ein Kraftwerk christlicher
Besinnung zu einem "Resort" mit beliebiger Programmatik wan-
delt? Ein Blick ins aktuelle Veranstaltungsprogramm des Instituts
jedoch zeigt, dass Ethik und Katholische Soziallehre weiter den
roten Faden bilden. Die Einsamkeit mönchischen Lebens auf dem
Michaelsberg ist verflogen, doch der christliche Geist ist offenbar
willens, zu bleiben. Dann wird der Zauber des Glaubens den Berg
auch künftig aus der Welt zu seinen Füßen herausragen lassen und
die Kreisstadt Siegburg zu einem magischen Ort machen.
Statt "Ora et labora" Facebook-
Marketing und Podcast-Erstellung:
Jahrhundertelang war der Kloster-
berg auch "Anlaufstelle für Sinn-
suchende" (Express Bonn). Doch
droht er jetzt weniger Sinnsucher
anzulocken als Selbstoptimierer
und Netzwerker auf der Suche  
nach wertvollen Kontakten und
beruflich verwendbaren Fertig-
keiten. Das Bildungszentrum des
Erzbistums muss aufpassen, dass
es auch am neuen Ort Technik und
Ethik gemeinsam vermittelt, nicht
eine profitable Praxis des "Erst
kommt die Technik, dann die
Moral" einreißen lässt. Es muss 
um Selbstbesinnung, nicht nur um
Selbstoptimierung gehen.
"Materialität und Transparenz sind
allgegenwärtige Leitgedanken des
Entwurfs... Er soll mit dem alten
Gebäude korrespondieren und ihm
trotzdem nicht die Show stehlen."
Die Architekten von msm meyerschmitz-
morkramer
"Die Zeit der Klausur auf dem Michaelsberg ist vorbei."
                                             Uta Winterhager, deutsche bauzeitung
"Weil sie nicht kapieren wollen, dass sie ihn nie finden, nur selbst erzeugen. Menschen sind voll bekloppt, Bruder!"
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