Fotos: Wolfgang Broemser
Umgebautes Schiefermahlwerk, Kaub; neues Kulturhaus Oberwesel
Architekten: Peter Kummermehr (Kaub), Hubertus Jäckel (Oberwesel)
Bauzeit: 2002-2008
Architekturen // Revitalisierung
Gute Architekten stiften gute Ehen
"Die Zahl der Trauungen hat nicht zugenommen. Aber die bei uns
geschlossenen Ehen sind haltbarer."  Die Leiterin des Kulturhauses
Im Zentrum von Oberwesel sollte ein Kulturhaus mit einem Museum zur Stadtgeschichte
sowie multifunktionalen Räumen für kulturelle Veranstaltungen realisiert werden. Ein
denkmalgeschütztes Weingut aus dem Jahr 1868 wurde dafür vollständig saniert
und an Stelle der abbruchreifen Wirtschaftsgebäude ein moderner Anbau geschaffen. 
Ein zweigeschossiger, glasüberdachter Luftraum verbindet beide Gebäude.

Multimedial & barrierefrei

Es entstand eine gelungene Synthese von historischem Backsteinhaus und moderner
Architektur. Alle Ebenen und Räume einschließlich des Gewölbekellers sind barrierefrei
erschlossen und dank umfangreicher technischer Ausstattung multimedial nutzbar.    
Der Saal des Kulturhauses bietet Platz für bis zu hundert Personen.
     
In dem stilvollen Ensemble sind auch Firmen- und Privatfeiern sowie standesamtliche
Trauungen möglich. Träger der Einrichtung ist die private Kulturstiftung zweier    
Ehrenbürger von Oberwesel.
Wohnungen & Zement-Art

Das im Ortskern von Kaub gelegene Schiefermahlwerk lag seit seiner Schließung  
1975 brach. Auf Grund der attraktiven Lage beschlossen die neuen Eigentümer, das
denkmalgeschützte Gebäude mit der charakteristischen Bruchsteinfassade für Wohn-
und Gewerbezwecke umzubauen. Dank ideenreicher Detaillösungen und der qualität-
vollen Gestaltung der Außenanlagen ist das Ergebnis sehenswert. Der Umbau revita-     
lisiert ungenutzte Bausubstanz in einer historischen Ortslage und wertet die Ufer-
silhouette von Kaub auf.

Eine in dem umgewandelten Industriebau ansässige Firma produziert und vermarktet
Fliesen und Mosaikplatten aus Zement, mit denen auch das Gebäude  ausgestattet ist.
Das hier hergestellte Produkt und das Haus bilden eine eindrucksvolle Symbiose.
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Die Jury des "Wettbewerbs Baukultur" hat erneut vorbildliches Bauen im Welterbe Oberes Mittelrheintal
ausgezeichnet. Zwölf Objekte wurden prämiert - eine stolze Zahl für eine Region, die eher als "Architektur-
Diaspora" gilt. Trotzdem liefern die beiden obigen Projekte gelungene Beispiele für das Bauen im Bestand,
das heute als ökologisch und ökonomisch klüger, weil nachhaltiger propagiert wird als Abriss und Neubau.
Neben Digitalisierung vermittels BIM ist daher die Konversions- oder Revitalisierungsintelligenz die zweite 
Säule des smarten Bauens. Mit ihr lässt sich ein Bestandsbau so sanieren, dass er wie ein Neubau aussieht,
auch wenn große Teile des alten Gebäudes erhalten bleiben. Mit ihr kann recycelter Bauschutt für den
Umbau genutzt und in den Kreislauf des Bauens zurückgeführt werden. Das Ausschlachten des Bestandes
als Rohstofflager spart tonnenweise Kohlendioxid ein und verlängert die Lebensspanne einer Immobilie.
Und kann das Praktische, Nachhaltige und Schöne verbinden in einem grünen Hedonismus, der den Luxus
anpasst an die Krise und die Krise an den Luxus, wie das Projekt in der Stuttgarter Königstraße zeigt.
In Städten mit großer Wohnungsnot kommt man jedoch um Neubau nicht herum. Hier meint intelligente  
Konversion die Neubebauung brachgefallener Flächen mit Ensembles, die, wie das Löwitz-Quartier in Leipzig  
oder das Lichtenrader Revier in Berlin, ökologisch nachhaltig und sozial durchmischt sind, eine Stadt oder
Stadtlage architektonisch aufwerten und sie durch Neubürger ökonomisch stärken. Eine solche Konversion
in großem Stil könnte sich demnächst auch am Mittelrhein ereignen, mit der Umwandlung der Löhnberger
Mühle in Niederlahnstein durch einen Berliner Entwickler.* 

*) Der aber inzwischen pleite ist - die Mühle ist in die Mühlen der Immobilienkrise geraten...
"Höhlen-Baukultur am Mittelrhein? Nicht, solange Güterzüge durch das
Tal donnern. Flüsterbremsen sind das Mindeste, Herr Schienenchef!"
"Hey, wir buddeln einfach die Gleise aus, Bruder! Gegen unsere
Kernkompetenz sind alle Schienenchefs machtlos."
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Impressum
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Mehrgenerationenhaus
Steinskulpturen-Museum
Ausflugsrestaurant
Lava-Dome
Weingut & Schiefermahlwerk
"Baukultur ist eine Sache aller,   
ob Hauseigentümer, Bewohner,
Architekten, Touristen, Investoren,
Unternehmer, Politiker oder Hand-
werker: Alle tragen Verantwortung
für eine anspruchsvolle bauliche
Entwicklung des Unesco Welterbes
Oberes Mittelrheintal."
                          Initiative Baukultur
Baukultur geht alle an, weil die
gebaute Umwelt die Umwelt aller
ist - daher müsste das Interesse  
an Architektur eigentlich flächen-
deckend sein. Zumal die Teilhabe
an Baukultur nicht davon abhängt,
ob man Mieter oder Hauseigen-
tümer ist.* Entscheidend ist viel-
mehr die Identifikation mit dem
Ort, die über die Wohndauer er-
zeugt wird. Häufiger Wohnort-
wechsel wegen (erzwungener)
beruflicher Mobilität behindert
dagegen Identifikation und da- 
mit das Engagement für bes- 
seres Bauen.
*) Laut einem Gutachten des
Instituts der deutschen Wirtschaft
von 2019 verharrt die Wohneigen-
tumsquote bei 45 Prozent. Der 
Bau oder Erwerb von Häusern ist
aufgrund gestiegener Baukosten,
Zinsen, Grunderwerbssteuern und
Notargebühren heute so teuer,
dass die meisten ihn sich nicht
mehr leisten können. Das ist
schade, denn es gilt: Man lebt  
nur richtig, wenn man das Leben
als Abenteuer erlebt. Und Bauen
macht das Leben abenteuerlich -
dem Fels in der Brandung, dem
eigenen Heim, geht die Brandung
voraus, und die gesteigerte Bran-
dung ist das architektonisch
ambitionierte Bauen. Bauen ist
das "letzte" Abenteuer (wie die
Politik oder die Tiefseeforschung
oder eine erotische Beziehung
oder...). Bleibt es unerreichbar,
muss das Interesse an Architektur
nicht verkümmern, kann sich aber
mit einem Gefühl des Betrogen-
seins vermischen - dann wird
Architektur angefeindet, aus
Hassliebe zu ihr.
Bauschutt: "grüner" Sekundär-
Rohstoff der Zukunft