Architekturen // Militärmuseum 
Wunde(r) aus Stahl und Beton
"Architektur ist vermutete Zukunft." www.axthelm-rolvien.com
Foto: Kolossos/CC BY 3.0
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden
Architekt: Daniel Libeskind (New York)
Bauzeit: 2004-2011
Moderne Architektur hatte es bisher nicht leicht in der rekonstruktionswütigen Barock-
stadt Dresden. Mit einem Paukenschlag, der Eröffnung des umgebauten Militärhis-
torischen Museums (MHM), hat sich das jetzt geändert. Die sieben Jahre währende
Sanierung des ehemaligen Hauptarsenalgebäudes und Armeemuseums der DDR ließ 
sich die Bundesrepublik 62,5 Millionen Euro kosten. Das Ergebnis zieht die Dresdner
und Besucher aus ganz Deutschland magisch an. Architektur als Massenevent - auch
wenn sie in diesem Fall mit "schöpferischer Zerstörung" einherging...
Bug zeigt zum Ostragehege

Denn der Architekt*) rammte einen 15.000 Tonnen schweren Keil aus Stahl und Beton
in den Mittelflügel des historistischen Gebäudes (ähnlich wie es auch Günther Domenig
mit seinem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg tat). Wie ein
riesiger Schiffsbug ragt das Teil aus der Fassade des Dreiflügelbaus mit seiner zentralen
Attika, den Frontispizen, Risaliten, Pilastern und rustizierten Sockeln. Der begehbare
Bug erlaubt dank seiner transparenten Verkleidung einen Ausblick auf die Stadt. Er 
zeigt in Richtung Ostragehege, dorthin, wo im Februar 1945 die ersten Bomben auf
Dresden fielen.
Neuartige Konzeption

Damit wird deutlich: Der Keil, der den Altbau spaltet, ist Metapher für die Wunde,     
die der Zweite Weltkrieg in der Dresdner Geschichte hinterlassen hat (die britischen
Bomber flogen die Stadt in Keilform an). Zugleich ist er Symbol eines Neuanfangs.  
Denn er teilt das Museum nicht nur räumlich, sondern auch konzeptionell. Im sanierten
Altbau wird ein chronologischer Rundgang durch die Epochen der Militärgeschichte
geboten. Der keilförmige Neubau dagegen ist thematischen Querschnitten zur Kultur-
und Sozialgeschichte von Militär, Krieg und Gewalt vorbehalten. Hier wird dargestellt,
"was mit den Menschen im Krieg geschieht" (Libeskind).
Kein Heldenmuseum

Das neuartige Ausstellungskonzept zeigt den Menschen als Opfer. Daher erscheint    
auch die Drastik der Darstellung gerechtfertigt, mit ihren Totenschädeln, angesprengten
Geländewagen, dem Gestank von Schützengräben. Sie soll keine Kriegsfaszination, son-    
dern Abscheu vor dem Krieg hervorrufen. Dass der Architekt einem Land entstammt,
welches unter der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts besonders gelitten hat,
unterstreicht den Charakter des Museums als Antikriegs-Museum, als Symbol der
Wiedergutmachung - ein sehr deutscher Ort.

Die innovative Architektur des MHM folgt seiner innovativen Nutzung und umgekehrt.
Die Hülle passt zum Inhalt und der Inhalt passt zur Hülle. Fortschrittliche Architektur
kann Katalysator für Fortschritte auch außerhalb der Architektur sein. Ein Ausflug  
nach Dresden lohnt nicht mehr nur wegen Raffaels kecken Engelein.
*) Daniel Libeskind durfte beim Dresdner Projekt konsequent eigene Ideen umsetzen. Dies nicht nur    
wegen seines Status als "Stararchitekt", sondern auch, weil es sich um einen staatlichen Auftrag han- 
delte. Für öffentliche Bauherren sind soziale oder kulturelle Zwecke mindestens so wichtig wie die Rendite.
Lange Leine statt 'remote control' - die Baukunst selbst soll stimuliert werden, denn  sie unterstützt den
kulturellen Zweck. Die im öffentlichen Sektor vorgeschriebenen Wettbewerbe honorieren zusätzlich das
Wagemutige, falls auch die Jurys "wagemutig", nicht nur nach Proporz, besetzt sind, und falls die Wett-
bewerbe offen sind, offen für kleine, noch unbekannte Büros. Dann gilt: Geleitet von (Aufträgen) der
öffentlichen Hand, wachsen Architekten und ihre Expertise heran. Und erhalten die Chance, einmal so   
groß zu werden wie ihr berühmter Kollege. Doch auch diese Chance muss verteidigt werden, gegen
mangelnden Mut und die Bereitschaft, am falschen Ende zu sparen.
"Hab mal 'Krieg und Frieden' gelesen. Danach hatte ich vom Krieg die
Schnauze voll - und vom Lesen."
"Mir reicht der 'Playboy', Bruder, aber nur zum Anschauen - das
Lesen überlass' ich den Menschen."
"Der Fettsack hat denselben Literaturgeschmack wie Snoopy, Respekt!"
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Impressum
Spielzeug-Stuka (1938)
Original V2-Rakete (1944)  
"Neckarauen.Neckarauen. Das
macht einen ganz kirre im Kopf,
das Wort. So könnte Deutsch-
land sein, wenn es keinen Krieg
gegeben hätte und wenn die
Juden nicht vergast worden
wären. Dann wäre Deutschland
so wie das Wort Neckarauen."
Christian Kracht, Faserland

(Für "Neckarauen" ließen sich     
auch "Elbauen" einsetzen.)
 
 
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