Haus der Gemeinschaft, Regionale Schule Pellenz
o5 architekten + ingenieure - raab hafke lang (Frankfurt/M.)
Bauzeit: 2006-2008
I. ...................................................
"Ein Schulgebäude muss mehr
sein als eine Aneinanderreihung
von Klassenräumen. Vielmehr
soll die Architektur ihre soziale
Funktion erfüllen, Treffpunkt
werden in einer städtischen
Umgebung, deren Lebensraum
in der Vergangenheit durch
Fabriken und Industrieanlagen
weitgehend zerstört wurde."
II. ..................................................
"Schon die bauliche und räum-
liche Gestaltung einer Kinder-
tagesstätte oder Schulmensa
ist bedeutsam und mit großer
Verantwortung verbunden.
Architektur prägt bereits die
Heranwachsenden tief und
nachhaltig - das gilt bedauer-
licherweise auch für beliebige
oder unbedachte Architektur."
Gaus Architekten
Dank ihrem neuen Erweiterungsbau funktioniert die Regionale Schule Pellenz in Plaidt
jetzt auch als Ganztagsschule. Der flache Quader umfasst eine Mensa sowie eine Aula
für Musik- und Theateraufführungen. Die Schule will künftig mehr sein als nur ein
Lernort; sie will auch das Zusammenleben von Lehrern und Schülern fördern.
Die für eine Ganztagsschule wichtige Funktion des Neubaus spiegelt sich in seiner
zentralen Positionierung auf dem Schulhof wider. Das kompakte Volumen ergibt sich
aus den unterschiedlichen Anforderungen an das "Haus der Gemeinschaft" als Zentrum
neuer schulischer Aktivitäten.
Schützender Treffpunkt
Bestimmende Materialien sind Holz und sandgestrahlter Sichtbeton. Dieser stellt
einen Bezug zum Altbau her, der in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet wurde. Die
lichtdurchfluteten Innenräume des Neubaus sind mit bündig verschraubten Sperrholz-
platten aus Birke ausgekleidet. Die dadurch vermittelte Atmosphäre hilft, die Schule zu
einem anheimelnden, angst- und gewaltfreien Ort zu machen.
Auffallend sind die tiefen Holzlaibungen und -gewände, welche den Eingang und die
Fenster der Mensa betonen. Im Vestibül des Eingangs schaffen sie einen schützenden
Treffpunkt für die Schüler auf der Schwelle zwischen Innen und Außen.
Gebauter Akteur
Was für den Glauben gilt, dass er ein geeignetes Haus braucht, gilt für jede mensch-
liche, auch schulische Aktivität - die Architektur muss passen, im Fall einer Schule:
mehr sein "als eine Aneinanderreihung von Klassenräumen" (Parade). Nur dann ist sie
gelungene Architektur. Gelungen ist, was uns dazu bewegt, ebenfalls zu gelingen, unser
Potential, als Schüler, als soziales Wesen, zu heben. Nach Eltern und Lehrern sind
Gebäude unsere dritte Hebamme. Gute Architektur ist nicht nur Kulisse; sie ist aktiv,
sie ist ein Lebensmittel.
Kunst fördert Kunst
Die Regionale Schule in Plaidt vereint Ästhetik und Zweckmäßigkeit zu einer idealen
Normalität. Ideale Normalität tritt ein, wenn ein Bau, der ist, was er sein kann, nämlich
Baukunst, auch seine Nutzer dazu bringt, die zu sein, die sie sein können. Oder wenn
ein Mensch, der geworden ist, was er sein kann, einen Bau schafft, der ebenfalls wird,
was er sein kann, nämlich Baukunst. Ideale Normalität bedeutet, dass die Kunst des
Bauens die Kunst des Lebens und die Kunst des Lebens die Kunst des Bauens fördert.