Architekturen // Hotel
Tagen und Tafeln im Schloss
"Ideen entstehen durch die zufällige Zusammenführung bisher
nicht verbundener Gedanken." Wöhr + Bauer, Projektentwickler
Fotos: Wolfgang Broemser
Wer groß (um-)baut, tut Großes - Schlosshotel Burgbrohl
Architekten: Rösner, Möseler, Kühmstedt (Remagen)
Bauzeit: seit 2009
Schlosshotel
Wenn Mauern reden könnten, dann wäre dieses in einem Seitental des Rheins gelegene
Vier-Sterne-Hotel eine reizende Plaudertasche, die den Gast gehörig um seine Nacht-
ruhe bringt...
Das Anfang 2011 eröffnete Schlosshotel Burgbrohl entstand durch Umbau und Sanie-
rung eines barocken Schlosses, das seinerseits der Nachfolger einer durch die Franzosen
zerstörten mittelalterlichen Burg war. Häufig wechselten die Besitzer des Anwesens; bis
in die 1960er-Jahre diente es sogar als Kloster eines Männerordens. Auf die Glaubens-
jünger folgte ein Jünger der Kunst: Der österreichische "Schockmaler" Gottfried Heln-
wein erwarb die Anlage 1985 und begann damit, sie nach alten Plänen zu restaurieren.
2009 schließlich erwarb ein Unternehmer aus dem Sauerland das bauliche Kleinod
und beamte es in die Gastro-Landschaft des 21. Jahrhunderts.
Fotos: Schloss Burgbrohl
Liebesheirat von Alt und Neu
In dem historischen Gemäuer tummeln sich jetzt Tagungsteilnehmer und Wellness-
Touristen. In mehreren Bauabschnitten entstanden 62 Hotelzimmer und drei Apart-
ments, ein Restaurant, eine Schenke sowie ein Biergarten mit Blick auf die bewaldeten
Hügel um Burgbrohl. Drei mit modernsten Kommunikationsmitteln ausgerüstete
Seminarräume bieten Platz für 25 bis 60 Personen.
Alt und Neu wurden behutsam kombiniert. In den Zimmern bilden Schleiflackmöbel
und knorrige Fachwerkbalken einen schönen Kontrast, im Restaurant harmonieren un-
verputzte Bruchsteinwände, die Putzdecke und das warme Licht der Spotstrahler mit-
einander. Der neuerbaute Gebäudeflügel der Wellness-Oase "Castellum Spa" entspricht
in Kubatur und Höhe dem Schloss, verleugnet aber mit seiner Putzfassade, den ge-
schosshohen Fenstern und dem gauben- und überstandslosen Satteldach nicht seine
Modernität.

"Architektur ist das, was über
das Gebaute hinausweist, sie
ist der sichtbar werdende
geistige Anteil am Bauen. Sie
kann nur entstehen, wenn
der Bauherr den Mehrwert
erkennt, der durch gute
Architektur geschaffen wird.
Er muss dieses Bekenntnis
zum Mehrwert bis zur Fertig-
stellung des Hauses und dar-
über hinaus durchhalten."
. Tobias Nöfer
Wellness- & Tagungshotel
Auf der Burg 1
56659 Burgbrohl
Tel.: 02636/80 01 40
"Schloss-Höhlen? Kennen wir nicht - unsere Hierarchien sind
"Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch."
"Hier unten tummelt sich die Prominenz!"
"Sorry, Bruder, aber du hast jede Menge Hüftgold angesetzt.
Wie wär's mit Heilfasten? Oder 'ner Magenverkleinerung?"
Heiliges Gedicht aus Stein
Dieser Ort ermöglicht kleine Fluchten in eine andere Welt, ausgestattet mit zeitgenös-
sischem Komfort. Barocke Kultur trifft auf den Hedonismus von heute und beide wer-
den ein Liebespaar. Schloss Burgbrohl ist ein Gedicht in Stein, dessen jüngste Verse die
Hotelgäste schreiben. Architektonisch einzigartig und an Geschichte(n) reich, vermittelt
die Herberge ein aristokratisch verfeinertes Lebensgefühl. Diese Eigenschaften lassen
das Haus als Marke beschreiben. Branding gelingt nur über hochwertige Architektur,
wenn etwa historische Bausubstanz vorbildlich revitalisiert wird. Dann entsteht "Hei-
liges", denn Marken sind die Heiligen der Konsumwelt, die uns mit der Utopielosigkeit
des Konsums versöhnen. Dafür lohnt eine weite Anfahrt - Markenartikel liegen nicht
am Wegesrand, man muss zu ihnen pilgern.